Laufend gute Ideen – oder: Warum ausgerechnet Achill?

Wie fast jeder brave Irland-Urlauber machten wir zunächst zwei Rundreisen in alle Winkel des Landes. Dabei wurde schon klar, dass es nicht beim Reisen bleiben sollte. Achill begrüßte uns mit einem Schild „Achill Half-Marathon“ - ich, als begeisterter road-runner war sofort angefixt. Wenn man schon mal da ist, macht man auch mit! Improvisiert, aber zünftig ausgerüstet mit ausgelatschten Wanderschuhen, Shorts und einem Nicht-Funktionsshirt fand ich mich zum „Einheizen“ am Start ein. Das Adrenalin, üblicherweise mit harten Rhythmen hoch gepeitscht, wurde in Achill mit bagpipes in immense Höhen katapultiert. Streckenführung: keine Ahnung. Streckenprofil: dito. Dass die Streckenbeschilderung in Meilen ausgewiesen war, vermutete und hoffte ich nach ein paar absolvierten Schildern. Soooo lange für einen Kilometer – das kann nicht sein! Unmöglich! So langsam laufe nicht mal ich! Eine Mitläuferin klärte mich auf. Kopfrechnend trabe ich weiter. Welch ein Panorama! Die Strände, die Berge, das Meer, die karge Torflandschaft – diesen Halbmarathon lief ich nicht nur mit den Füßen, sondern auch mit den Augen! Trotzdem fragte ich mich nach einigen Meilen, warum ich solch einen Unfug immer wieder mache. Ich könnte jetzt auch gemütlich mit einem Kaffee und einem Brötchen... Lassen wir das! Endlich kam die letzte Steigung! Den ersehnten Hügelkamm fest im Blick schnaufte ich bergauf. Oben! Geschafft! Ab nun nur noch bergab! Das müsste rollen, wie von selbst! Man konnte schon die Zieleinlauf-Ansagen der Glücklichen, Schnellen hören. Das lag am kräftigen Wind von vorne. Über 5 Kilometer (oder Meilen – zu diesem Zeitpunkt war mir das schon ziemlich egal) trug der Wind die Durchsagen. Und an diesem Wind lag es auch, dass ich bergab härter zu kämpfen hatte, als jemals bergauf. DAS also war Achill! Windig. Wunderschön. Unvergesslich.
© Ina und Joachim Krüger, Keel, Achill Island